Holocaust-Gedenktag: Forschungsprojekt zur Integration jüdischer Feuerwehrmitglieder in NÖ
FF Ratzersdorf 1929, Wilhelm Gelb 1. Reihe, 4. von links. Hermann Gelb letzte Reihe, 3. von rechts
Am 27. Jänner gedenken wir des Holocaust, um die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und die Lehren aus der Geschichte zu ziehen. In diesem Kontext unterstützen wir ein Forschungsprojekt mit dem Titel "Gut Wehr, Kamerad Samuel! Das Integrationspotential der Feuerwehren in Niederösterreich am Beispiel ihrer jüdischen Mitglieder."
Das Projekt ist im Rahmen des Calls "100 Jahre Niederösterreich" angesiedelt und wird durch die Förderung der Abteilung Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich ermöglicht. Projektträger ist das renommierte Institut für jüdische Geschichte Österreichs, unter der wissenschaftlichen Leitung von Martha Keil.
Die Frage nach der Einbeziehung marginalisierter Gruppen in die Gesellschaft ist von herausragender gesellschaftspolitischer Relevanz – auch in Niederösterreich. Das Projekt konzentriert sich auf die jüdischen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, des größten Vereins des Bundeslandes, und untersucht Strukturen sowie Maßnahmen der Inklusion und Integration.
Bisherige Forschungen zur jüdischen Regionalgeschichte haben an einigen Orten jüdische Feuerwehrmänner identifiziert. Die Erhebung gestaltet sich schwierig, da Mitgliederlisten und Ehrenbücher meist keine religiösen Angaben enthalten. Im ersten Schritt werden diese Namen daher mit jüdischen Datenbanken abgeglichen, um die jüdischen Feuerwehrleute möglichst vollständig zu erfassen.
Das Projekt geht darüber hinaus, indem es erforscht, welche Kriterien neben Religion und Geschlecht für die Inklusion ausschlaggebend waren. Insbesondere wird analysiert, wie mögliche Nicht-Aufnahmen von jüdischen Anwärtern begründet wurden. Die These, dass die Freiwilligen Feuerwehren bis zu den NS-Verordnungen von 1939 als Best-Practice Beispiel für Diversität dienen konnten, wird ebenfalls überprüft.
Die Datenbank der jüdischen Feuerwehrmänner wird im Open Access der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und kann durch ergänzende Informationen, beispielsweise von heutigen Feuerwehrmitgliedern, erweitert werden. Die Forschungsergebnisse werden in wissenschaftlichen Publikationen verbreitet und auch in Formaten für die breite Öffentlichkeit präsentiert, wie bei Versammlungen und Festen der Feuerwehr.
Auf internationaler Ebene wird eine Zusammenarbeit mit der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte in Ljubljana angestrebt. Diese Vereinigung mit 39 Mitgliedsländern veranstaltet regelmäßig historische Arbeitstagungen. Die gesellschaftspolitische Wirkung dieses Projekts soll als Anregung für Angebote zur Inklusion dienen.
Mehr Details zum Projekt: "Gut Wehr, Kamerad Samuel!"